Herwig Zens
Herwig Zens begann seine künstlerische Karriere in den 1960er Jahren, einer Zeit des Aufbruchs und der intensiven Auseinandersetzung mit den großen Fragen der Kunst und des Lebens. Schon früh zeigte sich seine Faszination für die Radierung – eine Technik, die sowohl Geduld als auch Präzision erfordert und die es ihm ermöglichte, seine Gedanken und Gefühle auf eine intime, aber gleichzeitig kraftvolle Weise auszudrücken. Seine frühen Arbeiten sind geprägt von einer intensiven Suche nach Ausdrucksformen, die sowohl die Realität als auch die inneren Welten des Künstlers erfassen.Herwig Zens war tief von Goya und Velázquez inspiriert, da beide Meister auf einzigartige Weise die menschliche Existenz in all ihren Facetten – von der Schönheit bis zur Dunkelheit – darstellten. Goyas schonungslose Darstellung gesellschaftlicher Missstände und Velázquez‘ meisterhafte Technik und subtile Psychologie faszinierten Zens und beeinflussten seine eigene künstlerische Auseinandersetzung mit Themen wie Vergänglichkeit, Macht und Menschlichkeit.
Das „Radiertes Tagebuch“: Ein Leben in Radierungen
Im Jahr 1977 begann Zens ein Projekt, das ihn über Jahrzehnte begleiten sollte: das „Radiertes Tagebuch“. Dieses Tagebuch, das in Form von Radierungen geführt wurde, ist ein einzigartiges Dokument seines Lebens und seiner künstlerischen Entwicklung. Es ist mehr als nur eine Sammlung von Bildern – es ist ein lebendiges Archiv, das die Gedanken, Erfahrungen und künstlerischen Reflexionen von Herwig Zens festhält.
Jede Radierung erzählt eine Geschichte, sei es über alltägliche Begebenheiten, persönliche Erlebnisse oder philosophische Überlegungen. Das „Radiertes Tagebuch“ ist ein Werk, das zeigt, wie tief Zens in die Betrachtung der Welt und seines eigenen Daseins eintauchte. Es ist ein Spiegel seiner Seele und gleichzeitig eine Einladung an uns, seine Sicht auf die Welt zu teilen.
Religion und Mythologie: Die Suche nach dem Ewigen
Ein zentrales Thema in Zens‘ Werk ist die Auseinandersetzung mit Religion und Mythologie. Diese Themen bieten ihm einen reichen Fundus an Symbolen und Geschichten, die er aufgreift und neu interpretiert. Zens war tief beeindruckt von den großen Erzählungen der Menschheit – von den Mythen des antiken Griechenlands bis zu den religiösen Motiven des Christentums.
In seinen Arbeiten verschmelzen diese Erzählungen mit seiner eigenen, modernen Perspektive, wodurch neue Bedeutungen und Interpretationen entstehen. Zens nutzt die Macht der Symbole, um Fragen nach dem Sinn des Lebens, der Vergänglichkeit und der Transzendenz zu stellen. Seine Werke sind keine bloßen Illustrationen, sondern tiefgründige Reflexionen über das Menschsein und das Heilige.
Die „Weißen Bilder“: Reduktion und Essenz
In den „Weißen Bildern“ zeigt sich Zens‘ Streben nach Reduktion auf das Wesentliche. Diese Werke, in denen die Farbe Weiß dominiert, sind geprägt von einer minimalistischen Ästhetik, die den Betrachter zur Kontemplation einlädt. Durch die Konzentration auf das Wesentliche erreicht Zens eine besondere Tiefe und Ausdruckskraft. Die „Weißen Bilder“ sind nicht nur Studien in Farbe und Form, sondern auch Meditationen über Leere und Fülle, über das Sichtbare und das Unsichtbare.
Paraphrasen: Ein Dialog mit der Kunstgeschichte
Herwig Zens war ein Künstler, der die Traditionen der Kunstgeschichte nicht nur respektierte, sondern aktiv mit ihnen in Dialog trat. Seine Paraphrasen großer Meisterwerke sind keine bloßen Kopien, sondern kreative Neuschöpfungen, in denen er die Originale durch seine eigene Linse betrachtet. Indem er klassische Werke aufgreift und in einen neuen Kontext stellt, hinterfragt er die Bedeutung von Originalität und Reproduktion. Diese Paraphrasen zeigen Zens’ tiefes Verständnis für die Kunstgeschichte und seine Fähigkeit, diese auf innovative Weise zu interpretieren.
Reisen und das Werk „Palermo“: Die Welt als Inspiration
Reisen spielten in Zens‘ Leben und Werk eine zentrale Rolle. Besonders prägend war seine Reise nach Palermo, eine Stadt, die ihn nachhaltig inspirierte. Die Eindrücke, die er dort sammelte, verarbeitete er in einer Serie von Werken, die den Namen „Palermo“ tragen. Diese Werke sind geprägt von der lebendigen Kultur, der reichen Geschichte und der einzigartigen Atmosphäre dieser Stadt.
In der „Palermo“-Serie zeigt Zens eine faszinierende Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart, von Geschichte und persönlicher Erfahrung. Die Stadt Palermo wird in diesen Arbeiten zu einem Symbol für die Auseinandersetzung mit den Themen Vergänglichkeit, Erneuerung und Identität. Zens’ „Palermo“-Werke sind eine Hommage an eine Stadt, die für ihn zu einem wichtigen Ort der Inspiration wurde.
Ein Künstler, der Brücken schlägt
Herwig Zens war ein Künstler, der es verstand, Brücken zu schlagen – zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen verschiedenen Kulturen und Traditionen, zwischen dem Sichtbaren und dem Unsichtbaren. Seine Werke laden uns ein, diese Verbindungen zu erkunden und uns selbst in den großen Erzählungen der Menschheit wiederzufinden.
Adresse
Kunst.Galerie.Waldviertel
Moritz-Schadek-Gasse 23
3830 Waidhofen an der Thaya
Geöffnet
Mittwoch – Freitag: 15:00 – 19:00 Uhr
Sonn-Feiertage: Geschlossen